Schon nächstes Jahr gibt’s Wind-Strom aus dem Hegau

Schon nächstes Jahr gibt’s Wind-Strom aus dem Hegau

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Offizieller Baustart für den ersten Windpark im Landkreis. Stromfirmen und Kommunen investieren 16,3 Millionen Euro und Bürgermeister Schreier sieht einen „historischen Moment“.

Die ersten Windräder im Landkreis Konstanz sollen sich schon im nächsten Sommer drehen und umweltfreundlichen Strom erzeugen. Am Dienstag war Baustart für den Windpark Verenafohren beim Tengener Stadtteil Wiechs am Randen. Rund 16,3 Millionen Euro werden in das Vorzeigeprojekt investiert. Tengens Bürgermeister Marian Schreier sprach von einem „historischen Moment“ für seine Kommune. Rund 100 Bürger, Grundstücksbesitzer und Interessierte waren zum offiziellen Spatenstich gekommen.

Strahlende Sonne und mit Sahne gefüllte Windbeutel empfingen die Gäste des offiziellen Baustart-Termins am Ortsrand von Wiechs. Die süßen Leckereien waren genau so Symbolik wie der Spatenstich, zu dem die Projektpartner eingeladen hatten. Denn das Wind-Projekt ist längst gestartet. Reichlich Waldfläche wurde bereits im Winter gerodet, für die neuen, breiten Wege, die zum Gewann Verenafohren führen, wo die drei Windräder bald stehen sollen. Große Schneisen führen nun durch den Wald. Sie werden benötigt, um die riesigen Rotorblätter der Windräder auf den Berg zu bekommen.

Bemerkenswert: Das Tengener Projekt schaffte es, buchstäblich im Windschatten einer heftig emotionalen Windrad-Debatte in anderen Hegau-Orten umgesetzt zu werden. Rund um Steißlingens Kirnberg wird von mehreren Bürgergruppen seit vielen Monaten lautstark und erbittert gegen die dort geplanten Windkraftanlagen Dampf gemacht, Protest organisiert und auch rechtlich mit harten Bandagen gekämpft. Ganz anders in Tengen. „Bei uns gab es keine nenneswerten Bürgerproteste. Die Tengener stehen mit deutlicher Mehrheit hinter den Windrädern“, erklärte am Dienstag Bürgermeister Marian Schreier.

Natürlich habe es „rege Diskussionen“ gegeben. Doch am Ende seien die Besitzer der 220 benötigten Grundstücke für die Windräder überzeugt gewesen und hätten mitgemacht. „Man kann nicht gegen Atomkraft und gegen Windkraft sein“, erklärt beispielsweise Grundstücksbesitzer Winfried Winter.

Tengens Stadtoberhaupt war deutlich anzumerken, dass ihn dieser Bürgerrückhalt stolz macht. Lange, viele Jahrzehnte gar, war der Landkreis Konstanz ein weißer Fleck auf der Windkraft-Landkarte, während sich vielerorts die Windräder längst drehten. Tengen ist nun der erste Ort, an dem aus Wind Strom erzeugt wird. Für grob gerechnet rund 20 000 Menschen.

Andreas Reinhardt von den Stadtwerken Radolfzell freute sich als Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Hegauwind über den Baustart. „Da bleibt eine Menge Wertschöpfung hier in der Region“, erklärte er. Die Grundstückseigentümer sind über Einmalzahlungen und Pachteinnahmen am Windprojekt beteiligt. Auch die Stadt Tengen profitiert, sie kassiert Gewerbesteuer.

Testbetrieb nächsten Sommer

Bene Müller von Solarcomplex als Projektierer der Anlage sagte, die Vorbereitungen würden schon seit vier Jahren laufen. 34 Aktenordner mit Unterlagen seien bei den Genehmigungsbehörden eingereicht worden. Die drei Windräder seien „ein Meilenstein“ für die Energiepolitik im Landkreis. In einem Jahr sollen sich die Räder bereits drehen, ein Testbetrieb könnte im Frühsommer starten. Der Bau komme schon jetzt gut voran. Zwei Drittel der Investitionssumme von 16.3 Millionen Euro würden über die Landesbank Baden-Württemberg finanziert, den Rest würden die Projektpartner tragen.

Die drei Räder auf dem Gewann Verenafohren werden rund 200 Meter hoch. Allein die Nabe hängt in 134 Metern Höhe, hinzu kommen die drei Rotoren. „Diese Schwachwind-Anlage ist so groß ausgelegt, damit auch an diesem Standort wirtschaftlich Windstrom erzeugt werden kann“, erläuterte Bene Müller. Bürger, die sich am Projekt beteiligen wollen, könnten dies noch über die Bürger-Energiegenossenschaft tun. Von den zahlreichen Windkraft-Gegnergruppen war beim Spatenstich nichts zu sehen.
Mehr zur Anlage unter www.verenafohren.de.

Text und Bilder: Südkurier; Jörg Braun

» Artikel im Südkurier vom 26.07.2016